Mittwoch, 23. November 2011

flüster mir deine lügen

Ich verspreche anderen, dass ich an mir arbeite, nicht mehr so wenig zu essen, doch meine Pläne waren gerade perfekt. Es ist der Zwang dir endlich zu gefallen. Immer, und zu jeder Tageszeit. Niemand würde es verstehen, niemand würde mich verstehen. Aber der Drang, dir eines Tages so zu gefallen, dass du mich nicht mehr aus deinem Gewissen schreichen kannst, steht vor mir, winkt mir zu. Jeden Tag ein bisschen stärker, fies grinsend. Ich möchte einmal das Mädchen sein, bei dem man weiß, dass sie wunderschön ist, und dass keiner eine Chance hat. Du sollst flehen, merken, wie falsch das alles ist, in deinem Leben. Und verstehen, wieso ich jetzt ein anderer Mensch bin. Wegen dir, genau deswegen. Mir Gründe brauchte ich nicht, um mein komplettes Leben zu ändern. Die Leute nennen mich extrem intelligent, doch wenn sie wüssten, wie sehr mein Herz an dir festhängt, würden sie mich mit weit geöffneten Augen und stummen Mund anschauen. Ich weiß es nicht, ich kann es nicht erklären, und ich möchte es eigentlich auch garnicht wahr haben. Doch ich bin nichts, ohne deine Nähe. Ich habe heute weinend vor meinem Kleiderschrank gestanden. Nicht, weil meine Ziele nicht greifbar wären, sondern weil ich diese Hose gefunden habe. Diese Hose. Es ist die Hose, in die ich mich vor einem Jahr gehungert habe, weil ich wusste, dass wir uns bald sehen werden. Sie ist so klein, dass man bei dem Gedanken in dieser Hose atmen zu müssen schon Angstzustände bekommt. Ich musste weinen, fast wäre ich an meinen eigenen Tränen diesmal erstickt. Als ich sehen musste, wie verliebt ich gewesen bin, wie grenzenlos Liebe sein kann, dass ich in knapp zwei Wochen kaum noch mehr wog, als ein Grundschulkind. Die dünnsten Leute, die ich kannte, wären entsetzt. Und wenn ich darüber nachdenke, wär es so normal für mich, fast drei Wochen keinen Bissen zu berühren. Ich bekomme Gänsehaut bei dem Gedanken, wäre es weiter so gegangen, was hätte ich bloß getan? Es wäre der langsamste und qualvollste Tod gewesen, und alles nur wegen dir. Tot vor Liebe. Liebe vor Tod? Ich war geblendet, von diesen Erinnerungen und meiner Sorge, selbst, wenn es Vergangenheit war. Und wieder einmal, fällt mir auf, wie viel du für mich warst. Kein Junge hätte mich dazu gebracht, meinen Hunger mit einfachen Satzen zu stillen. Wenn ich diese Hose vor mir sehe, wird mir schlecht. Denn damals war ich so dünn, dass mir noch nach 5 Momnaten gesagt wurde, dass ich so abgenommen hatte, obwohl ich wieder relativ normal aß. Auch ein bisschen aus Frust und Hass. Niemals möchte ich wieder an einen Knochen erinnern. Ich hatte es nicht bemerkt. Es wäre schöner gewesen, hättest du neben mir gestanden, als ich selbst. Doch Gefühle kann man nicht ewig still halten, und heimlich hoffen, dass dieses Stechen erblasst, und alle Gedanken sich in der Luft entfalten, und für jeden sichbar sind, klar, verteilt und nicht allein ertragbar. Du hast es wirklich geschafft, mich in so kurzer Zeit zu einem Model zu erziehen, ohne es zu wissen. Mir fallen meine stündlichen Gewichtskontrollen wieder ein, und wenn ich daran denke, dass ich mich nun wieder einmal die Woche wiege, wird mir schwindelig. Es ist nicht nur, dass ich so dünn war..., in was für eine Zustand muss ich gewesen sein, nach dieser Hungerkrise? Ich muss doch wie benommen, ganz betäubt gewirkt haben. Und niemand hat etwas unternommen. Mama weiß garnicht, was sie damit tut, wenn sie mir in guten Phasen sagt, dass ich heute schon eine Apfel gegessen habe, dass ich es nicht übertreiben soll. Meine Seele brennt, und mein hass tobt. Denn plötzlich schaue ich an mir herunter, und bemerke, dass meine Beine wieder ein wenig kräftiger sind. Ich möchte diesen Kreis eigentlich so gern bekämpfen, doch sie nimmt mir die Kraft, jedes mal, bei jedem Bissen, der vielleicht etwas zu viel wäre. Es verletzt mich zu hören, wenn du mir sagst, dass ich mehr darauf achten soll. Mein leben besteht nur noch aus dem Gedanken zu viel zu essen. Ich zähle sogar so weit wie möglich Kalorien, wenn ich es nicht sichtbar habe, wenn ich dann doch nach einem Jahr ein Stückchen Apfel von einer Freundin esse, selbst bei sowas. Weißt du, es ist so schrecklich mit dem Gedanken zu leben, niemals so zu sein, wie man es sich wünscht. Und genau dies ist der Grund, wieso Schönheitswahn krankhaft wurde. Ich überstehe den Wunsch Streichholzbeinchen zu haben, irgendwann.

Ich habe es mir vorgenommen. Und diesmal nicht für einen Jungen.


Sondern für mich, endgültig.

1 Kommentar:

Pünktchen hat gesagt…

oh nein,
Wie süß dein Kommentar war! ._.
Ich finde deine Posts alle zauberhaft! (:

Total süß von dir, dass du mich mit einem so süßen Kommentar verfolgst. ♥

Küsschen,
Pünktchen.