Sonntag, 18. Dezember 2011

träume sterben leise.

Du weißt nicht, wie es ist, jemanden zu vermissen? Dann hör mir zu, schließ danach die Augen, und denke mal eine Sekunde daran, wie sehr dieser Schmerz mir durch die Brust stach. Ich musste ins Krankenhaus, wollte meine Mutter überzeugen, dass das alles wieder wird. Doch nein, Notfall. Hatte nicht an alles gedacht, einfach nur mit der Angst, dort zu bleiben, meine restlichen Gedanken ausgeblendet. Als wir vorfuhren, war mein Körper überzogen. Mit Gänsehaut, und zwischen meinem verschwommenen Blick, wurde mir kalt. Überall diese Gesichter, die mir sagten, dass ich sie an jemanden erinnere. Wer bloß? Auf dem Parkplatz bekam ich den ersten Schauer, in meinen kaputten, verfetzten Herzen zu spüren. Die Kälte in meinem Herzen war nicht zu vergleichen mit dem Hauch des Winters. Sie fragten mich, wie ich hieße, woher ich kam. Ich bekam nur meinen ersten Vornamen heraus, und schon scahuten sie mich mit geöffnteten Mund und großen Augen an. Ich war die Tochter des Chefarztes, der seit Jahren diese Klinik übernahm, genau die war ich. Mein Papa, nur meiner, war der, der tausenden das Leben rettete. Und sie wussten, wie sehr er seinen Job geliebt hatte, hier. Nur leider liebter er die Anerkennung mehr, als meine Wärme. Der Job war der Grund, wieso er wegzog. Hätten sie sich getrennt, wäre er hier geblieben, doch nein, sein Beruf war schon immer sein Ideal gewesen. Es erinnert an blassen Ekel, meine Sehnsucht nach seinen Händen jetzt wuchs so sehr, dass ich weinte, still. Und meine blässe diesmal hervorstoch. Sie sagten mir, dass ich wunderschön sei. Meine Haare, meine Gestalt, und besonders meine Art zu sprechen hätten mich verraten, und hätten sie nun gewusst, dass diese stillen Tränen nicht aus Angst oder Schmerzen fiehlen. Sie gruben sich in den matten Boden, und versiegelten meine Erinnerungen an deine klaren, so zielsicheren Augen. An dein ernstes Bild, und an diese Menschen, die mir immer sagten, ich solle stolz sein. Und das war ich auch! Sogar jetzt, nach allem. Der Duft nach Kranken, nach Schwachen Menschen zog mich noch weiter in die innere Tiefe. Opa musste hier gehen, und wäre Oma dabei, wüsste ich, wer weinend zusammenbrechen würde. Kurz nachdem du gegangen warst, Papa, hat dieser neue Arzt die falsche OP angeordnet, und eigentlich ist mein Held, mein Großvater in geprüften Händen gestorben. Was ist dies für eine Welt? Diese Gedanken an den wundervollsten, liebevollsten Vater, den es gab und der Trauer an den Helden, der eine, der mich verstand, der mir ähnelte.. Ich brach zusammen. Innerlich, äußerlich, wie ein Kartenhaus, nur sanfter. Stück für Sück durchzog sich meine Seele mit Schnitten. Es ist nicht so, dass ich nicht wusste, dass Erinnerungen zum Leben erwecken, doch als ich meine Augen vor Müdigkeit schloss, und mein Vater mich in den Behandlungsaal rief, habe ich bemerkt, wie sehr ich ihn vermisse. Ich weiß nur noch so wenig, so wenig Alltagsdinge über ihn. Ich werde niemals vergessen, wie er sagte, dass er mich niemals vergessen wird. Nicht meine Augen, meinte er. Und wenn er jetzt, an diesen geschmückten Weihnachtsgeschenken in jedem Geschäft vorbeiläuft, denkt er dann daran, dass ich ihm weinend sagte, dass es mein größer Wunsch ist, das er wiederkommt. Neben mir steht, mein Lächeln teilt? Mein Lächeln ist schön? Nur weil es von dir kam, du warst der Mann, der mich auf die Welt geholt hat. Nicht irgendein Fremder, ohen Vorkenntnisse. Du warst immer da, sogar in der Nacht, hast ihren Bauch zärtlich geküsst, und hast geschworen, dass du mich niemals vergisst? Wo bist du jetzt? Wo sind deine Gedanken dann? Irgendwo, zwischen Krankenakten und Gerichtsmedizin? Danke. Für nichts.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ich wünschte,ich wär bei dir...

Jdth hat gesagt…

Whoa. Jetzt bin ich wie betäubt-
Bei dem Text bekommt man ja Gänsehaut. Es wird richtig nachvollziehbar, wie du dich fühlst.
Nicht den Kopf hängen lassen! :/