Donnerstag, 10. April 2014

live for the applause

Hallo Papa,

ich bin es. Deine Tochter. Ich weiß, ich bin dir egal, und fremde Menschen interessieren sich mehr für meine Sorgen als du, aber ich möchte bevor diese OP ist, noch etwas loswerden. Und ich werde meine beste Freundin beten, dir diesen Link zu senden, falls das passiert, was ich denke, und das ist wirklich so. Ich wollte dir noch etwas hinterlassen, ich möchte kein Risko eingehen, egal was passiert. Mir geht es ganz schlecht, so schlecht, wie noch nie in meinem ganzen Leben. Ich wache jede Nacht mindestens 3 Mal verweint auf, ich kann nicht mehr essen und eigentlich kann ich nur noch im Bett liegen und nichts tun, ABER hey; im Edeka oder auch in der Shell setzte ich immer noch mein Lächeln auf, für das mich die Menschen mögen, das unechte, dass es schon so lange ist, dass man wirklich glaubt, es wäre mein echtes Lächeln. Ich habe jetzt seit Ende April 2013 gearbeitet, für diese OP. Andere gehen von dem Geld feiern, oder kaufen sich schöne, angesagte Klamotten, aber das kann ich nicht, ich habe nicht einen Cent abgehoben, weil du es als Chefarzt oder Oberarzt oder was auch immer, es nicht einsiehst, etwas zu übernhemen. Ich habe Todesangst, und weine immer, wenn ich daran denke. Aber wie immer, muss ich ganz allein durch diesen Kampf. Wie auch immer er enden wird. Ich habe schreckliche Angst, und du wirst wieder einmal nicht dabei sein, wenn meine Augen noch trauriger werden. Leute an der Kasse sprechen mich an, und sagen, ich hätte so unglaublich schöne Augen. Sie würden so tief und traurig aussehen. Warum wohl? Weil ich jeden Tag stundelang Angst habe, und weine. Klar, niemand nimmt das ernst. Ich könnte behindert aufwachen, ich könnte sterben, aber hey, es machen sich die Kollegen mehr Sorgen als meine Eltern, alles in Ordnung. Ich werde mein hart erarbeitetes Geld angeben, dass dich nicht einmal Kratzen würde. Ich werde mit dem Gedanken einschlafen, dich nie wieder sehen zu können, und du nicht einmal weißt, wie sehr mir das weh tut. Würdest du auf meiner Beerdigung sein? Würdest du weinen? Ich weiß es nicht. Oder bin ich schon einfach nur noch ein Mensch, dem du Unterhalt zahlen musst? Andere haben ein eigenes Auto, gehen jeden Tag feiern ind tragen teure Airmax. Ich habe nicht einmal meinen Führerschein, und lüge alle an, die mich fragen. Weil es mir peinlich ist, dass wir ihn nicht weiter bezahlen konnten. Ich überlege sogar bei meiner eigenen Stufenparty wegen den 5 Euro Eintritt hinzugehen, und ich trage abgelaufene Schuhe, die zwei Jahren 'in' waren. Aber hey, mir geht es gut. Sieht man ja. Und dann sagen mir die Menschen, dass ich immer so fröhlich wirke. Wüssten sie nur, wie es mir wirklich geht, wenn ich immer Töchter mit ihrem Vater sehe, der alles für sie tut.Oder mir Freundinnen davon erzählen. Wenn ich sehe, wass sie sich alles gönnen können, und wie schön sie im Gegesatz zu mir sind. Wenn ich sehe, dass sie einen tollen Freund haben, der jeden  Tag bei ihnen sein kann und wohl alles gut läuft, weil sie sich ja noch direkt an meiner Kasse ablecken müssen. Aber hey, ich bin arm, hab nur gute Freunde, die weit weg wohnen und sowieso immer Pech irgendwie. Aber damit du es weißt, der letzte Gedanke vor der Nakose ging an dich, und ich habe immer gehofft, dasss du dich eines Tages meldest.


Denn egal welcher Junge kam, ob Prinz oder Frosch, für mich bliebest du immer der König unter Ihnen..


Irgendwann sehen wir uns wieder. Fragt sich nur wann. Aber eins sollst du wissen:

Ich liebe Dich, Papa.

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