Mittwoch, 18. März 2015

deutsch ja

Irgendwann versteht man, dass egal wie sehr man sich es wünscht, und hofft, dass sich etwas ändert, alles so bleiben wird, wie es ist. Als ich erfuhr, dass meine Mama erstochen wurde, von einem der Zuhälter, fühlte ich im ersten Moment nichts. So als hätte mir man gerade meine erneute 5 in Mathe ausgeteilt. Doch dann begraf ich, dass sie dem scheiß Mistkerl nicht seinen Anteil zahlen wollte, weil sie wusste, dass ich so gern auf diese Klassenfahrt wollte. Doch nun merke ich, dass ich wie immer eigentlich der Grund für das alles bin. Wie konnte ich diesen Egoismus aufbringen, und verantworten, dass meine Mutter in Schwierigkeiten gerät? Wahrscheinlich habe ich nicht darüber nachgedacht, mir mal wieder nicht die Konsequenzen bewusst vor Augen geführt. Meine Lehrer sagten dies damals kopfschüttelnd immer zu mir, wenn ich wieder aggressiv andere Kinder anschrie, und verprügeln wollte, weil sie mir sagten, meine Mutter wäre einfach nur Abschaum. Früher hatte ich nie darüber nachgedacht, was sie damit meinten, weil ich wusste, dass ich im Recht bin, doch heute, wo ich an dem Grab stehe, und langsam aber sicher verstehe, dass Mama wegen meiner Gier nicht wiederkommt, habe ich verstanden, dass ich wirklich meist Schuld habe. Ich hoffe, dass ich meinen Hass bündeln kann, denn ich möchte nicht, dass sie sich weiterhin im Himmel sorgt. Ich habe ihr versprochen, als ich mit dem Pastor mich im Leichenschauhaus verabschiedet habe, dass sie nun sich nie mehr Sorgen machen muss, und ich alles erdenkliche anrichten werde, dass sie sieht, für was sie gekämpft hat. Das einzige Problem daran ist, dass ich bezweifel, eines Tages die Kurve zu kriegen. Die einzigen Menschen, die mich verstehen, sind die obdachlosen Jungendlichen im Park, die mir immer noch harmlosen Stoff verkaufen. Ab und zu habe ich sogar das Gefühl, wir seien eine echt kleine Familie. Wir sind zwar alle so hingerichtet und völlig zerstört von unserem Leben und der Welt, doch irgendwie sind wir alle gleich, wenn wir dort sitzen, und uns ein Bierchen zischen. Die Heimleiterinnen sagen, dass sei schlechter Umgang, und ich sei abhängig von dem Zeug, dass sie mir verticken, aber ich glaube, die wissen einfach nicht, was es bedeutet, auf pure Menschen zu treffen. Die sind alle nur das Vorgeheuchel gewohnt, wie all die Anderen, die mir hinter'm Rücken das Schlimmste vorgeworfen haben. Meist flüchte ich dort einfach hin, wenn mein Heimleiter mich wieder angefasst hat. Er sagt immer, ich soll mich nicht so anstellen und doch mal ruhig halten soll. Wenn er wüsste, wie sehr ich mich vor seinen, harten, großen und groben Händen ekel. Er versteht anscheinend nicht, dass ich auch Rechte habe. Wennn es mir wirklich schlecht geht, und ich nicht mehr weiß, wohin mit mir, versuche ich immer all mein Schmerz in Internetspiele zu packen, in denen es noch legal ist Leute einfach grundlos zu erschießen. Ich habe schon viel zu oft darüber nachgedacht, wie es wäre meine Schule still zu legen, einfach mal die Macht über alle verspüren. Dann versuche ich aber immer schnell diese eigenartigen Gedanken aus meinem Kopf zu reißen, weil ich weiß, dass es das Ganze nicht leichter machen würde, auch wenn mein Hass jeden Tag wächst, und ich keinen Ausweg mehr sehe, mein Leben so erleben zu können, dass ich mich eine Nacht mal nicht in den Schlaf weine. Oft schaut mein Heimleiter nach mir, und fasst mich vorm Schlafen noch an. Albträume plagen mich, von allem, was man sich vorstellen könnte. Für meine Klassenkameraden ist die Nacht entspannend und beruhigend, nur für mich erwacht die Realität in einem noch dunkleren Grau, so dunkel, dass man meinen könnte, ich würde umgeben sein von Nebel, egal wie sehr ich versuche zu fliehen, oder ich um die undurchlässigen Windzüge renne, der Dust der sich um mich wickelt, nimmt immer mehr Gestalt an. um die Tage nun zu überstehen, schwänze ich nun auch die Sonderschule und schlucke so viele bunte Pillen mit lustigen Gesichtern, wie ich kann, denn erst wenn ich nichts mehr von dem tatsächlichen Leben spüren kann, geht es mir verhältnisweise gut. Somit werde ich zwar immer distanzierter und kälter von den Mitmenschen behandelt, aber sobald ich mit meinen Leuten im Park mit einem vollen Kopf mit kuriosen Substanzen sitze, ist mir ganz egal, was sie sagen oder wie sie weiterhin immer miserabeler über mich urteilen. Manchmal erschrecke ich, wenn ich sie reden höre, und frage mich, was aus mir geworden wäre, wenn ich ein genauso leichtes, und unbeschwertes Leben ohne Armut und Verlust gehabt hätte. Aber wie sagt man so schön? Keiner sucht sich seine Familie aus. Ich würde so gerne anfangen, allein alles zu meistern, aber sobald ich die Sprüche und angewiderten Blicke der Lehrer und Schüler sehe, weiss ich wieder, dass die Hoffnung, an mich glauben zu können, selbst in mir immer weiter verschwindet. Der Hass wächst also nicht nur gegenüber der Gesellschaft und ihren scheiß Vorurteilen, sondern auch gegenüber mir, denn ich bin ein Looser. Ein Looser, der mit so jungen Jahren von sich behaupten kann, dass das Leben vorbei ist. Einer, der es nie schaffen wird, den Leuten dort draußen zu beweisen, dass ich für etwas anderes gemacht bin und sie im Enddeffekt einfach nur selbst zu blind waren, um zu sehen, dass ich doch irgendwie anders bin, als alle dachten. Ich habe immer davon geträumt, hier wegzuziehen, und meinen Namen zu ändern. Einfach von vorn anfangen, ohne jedes Stück Vergangenheit. An meine eigenen Grenzen bin ich anscheinend doch schon gestoßen, und finde mich damit ab, dass es keinen anderen weg gibt, als elendig in einer Gosse zu verderben. Ich wäre so gern einfach bei dem Gedanken geblieben, dass es hoffnungslos ist, noch etliche Anstalten zu wagen, und ich mich einfach mit meinem frühen Schicksal abfinden sollte. Doch dann kam dieser Tag. Mein Geburtstag. Ich wurde 12, und hatte mir vorgenommen, heute einfach im Park den Tag verstreichen zu lassen, jedoch wurde ich von dem Leiter des Heimes gezwungen, in die Schule zu gehen. Als ich mich beißend und schreiend versuchte zu entziehen, klatschte es das erste Mal an diesem Tag gewaltig. Er hatte mir eine solch starke Ohrfeige verpasst, dass ich gehofft hatte, tot umzukippen. Doch leider war nur mein komplettes Gesicht auf dem Schulhof verschmiert worden. Die Kinder lachten schon, und ich nahm wahr, wie sie leise Hurensohn im Chor sangen. Nun saß ich da, in der Pausenhalle. Allein, und ich wusste, wenn ich mich regen würde, würde der Geburtstag nicht besser enden. Also wartete ich auf das Klingeln und setzte mich auf einen Stuhl in die hinterste Ecke des Raumes, und wartete ab. Als der erste Junge die Klasse stürmte und mich sah, sagte er, er wisse nicht, was ich Drogensüchtiger hier noch wolle. Darauf reagierte ich einfach nicht, doch als die Klasse sich fühlte, mich 4 starke Jungs packten und mich zerrten, und schließlich in den Mülleimer stopften, dass ich das Gefühl hatte, mir würden all meine Knochen mehrfach gebrochen, rastete ich aus. Obwohl ich wirklich, ganz wirklich an meine Mama gedacht habe, aber ich wusste, sie wollte nicht, dass mich Menschen so herablassend behandelten. Als ichauf alle Kinder zu gleich einschlug, der Lehrer in die Klasse eilte und entdeckte, wie ich versuchte mir endlich etwasb Anerkennung zu schaffen, packte er mich, zog mich hoch und sagte: 'Kevin, schön, dass du selbst an deinem Geburtstag die einmalige Chance vermasselt hast.' 2 Bullen kamen, und führten mich ab, als sei ich ein grausamer Verbrecher, doch sie ahnten einfach nicht, welche Konsequnzen sie diesmal hätten bedenken sollen. Sie sperrten mich ein, und ich entschloss, dass ich diesmal das letzte Mal der Schwächere sein würde.


Als ich beschloss, den nächsten Tag die Schule zu räumen, und sämtliche Schüler und Lehrer zu erschießen, hätte ich nie gedacht, dass ich tatsächlich diesen Mut aufbringen werde. Dies war der einzige Morgen in meinem Leben, in dem ich mich so gefühlt habe, als sei ich doch irgendwer. Zumindestens hatte ich Macht. Nun, wo ich mich selbst befreit habe, bin ich mir sicher, dass ich zwar meine Gründe hatte, jedoch niemand etwas dafür kann, dass ich nicht selbst die Stärke aufgebracht habe, egal was passierte an mich zu glauben, denn ich hätte wissen sollen, dass der einzige, den ich wirklich brauche, ich selbst bin, und ich auch dementsprechend die Verantwortung für mein Leben und dessen Handlung besitze.


Es tut mir leid, dass 19 Leute wahllos gehen mussten, ohne einfach teilweise Schuld zu haben. Der Druck war zu groß und mein Frust, der sich über Jahre gesammelt hat, wurde einfach viel zu schwer für mich. Wenn ich eines Tages die Möglichkeit habe, als Schutzengel Leben zu retten, werde ich zuerst Menschen helfen, die unschuldig dem Tod entgegenrennen, ohne es zu merken.



Ich hoffe du bist stolz auf mich Mama, 




dein Kev 

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