Donnerstag, 21. Juli 2011

das darf nicht alles gewesen sein!

Meine sonst so klare Stimme zittert, meine Augen sind weit augerissen und mein Körper vibriert. Jeder würde jetzt an einen Unfall oder etwas anderes grausames denken. Aber nein, dies würde mich nie dazu bringen, dass ich fast an meinem Herzrasen ersticke. Ich würde niemals mein ganzes Leben vor mir sehen, oder nicht mehr spüren, dass kalte, sanfte Tränen mein schneeweiß gewordenes Gesicht bestäuben. Nein, ich würde niemals versuchen vor mir selbst zu fliehen, nichts würde mich sonst dazu bringen, dass ich in den Gedanken meinen Abschiedsbrief schreibe. Aber du schaffst es, nur mit einem Ort, an dem ich noch nie war. Das ist eigenartig, dass meine komplette Brust sich anfühlt, als ob jemand mit tausenden Messern hineinstechen würde. Mein Kopf fühlte sich noch die so leicht an. Es war in diesem Moment leer und still, meine Schmerzen betäuben ihn. Viele würde mich für verrückt halten, aber wenn du plötzlich einfach ohne Ahnung in der Bahn sitzt, und durch die Menschenmenge ein lauter Aufruf dröhnt, der  mit ruhiger aber fester Stimme erläutert: 'Nächster Ausstieg, KÖLN.' Es tat nicht weh, es zog so, dass ich nicht mehr wusste, wie ich heiße. Mein Herz wohnt in Köln, ich wusste es. Nicht nur, dass irgendwo irgendwann meine Oma hier begraben wurde. Hier hat mein Papa mein Herz vergraben. Oder unseres. Ich weiß es nicht, es schrie in mir. Und obowhl ich nach Düsseldorf wollte, obwohl ich wusste, dass es falsch ist, stieg ich für einen kurzen Moment, ohne auf meinen Koffer zu achten aus. Mir war es egal, ob der Zug weiter fuhr, es war mir egal, wer gerade meine Tacshe klauen könnte. Ich hatte noch keinen Schritt gewagt, doch die TRänen liefen. Nun stand ich da, drückte mich an die kalte Fahrscheibe des Fahrplanes, und atemete so gleichmäßig wie eben möglich. Ich zitterte, ich zählte die Sekunden, ich sah nur noch verschwommen. Mein Leben, meine Liebe, mein geliebter Vater. Alle hier, alles irgendwo hier. Ich lief los, einfach los, ohne nachzudenken. Die Durchsagen waren mir egal, die Polizisten, selbst die fremden Menschen, die mich fragend anschauten konnten mich nicht bremsen. Ich merkte garnicht, dass meine klare, fast zerbrochene Stimme schrie. Mein Kopf war leer, nun schrie ich wohl das, was mein Herz sagen wollte. Über den ganzen Bahnhof ertönte ein 'NIMM MIR DIE ZWEIFEL, GIB MIR MEIN HERZ, VERZEI MIR MEINE FEHLER.' Die Menschenmengen schauten mich an, tränenüberschwemmt, planlos, verletzt. Ich lief zurück, weinend ins Abteil. Neben meinem Koffer, und meiner Tasche saß ein junger, hübscher Mann, der mir lächlend sagte, dass er darauf aufgepasst hatte. Als wir losfuhren, wurde mir klar, dass ich jemanden brauchte, wie diesen jungen Mann, jemanden, der auf mich aufpasst. Jemanden, der mir in solchen Situationen sagt, dass wir alles zusammen schaffen, und dass wir zusammen unschlagbar sind. Dass uns niemand aufhalten kann, und dass dieser Mensch mich genauso liebt, wie ich bin. Jemanden, der mir blind vertraut, der mir jeden zweifel nimmt und mich mit Liebe umhüllt. - Doch dann dreht man sich um. Kein Enziger steht dort. Niemand steht hinter mir.

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