Sonntag, 13. Mai 2012

pass auf sie auf

Ich hätte die Lüge aufdecken sollen, es ist okay. Alles ist okay. Aber wenn sie weint, wenn man sie hört, wie sie ihn vermisst, dann fällt mir das Atmen so schwer. Wenn ich erzählen muss, wie es war. Wie er war, und ich gerade daran erinnert wurde, dass du seit sieben einhalb Jahren neben mir fehlst. Wenn ich daran denken muss, wie sehr ich dich vergöttert habe. Dann wird mir schlecht, vor Sehnsucht. Mir sagen alle, dass deine Augen in meinen wiedergeoren sind. Und alles so ähnlich scheint. Meine Oma am Telefon. Schrecklich. Und ich bin so froh, diese Frau zu haben. Dann erzähle ich, wie es war. Es war der 14.12.2004. Zehn Tage vor Weihnachten, ihr könnt euch vorstellen wie schön dieses Fest war, an diesem Tag. Ich war bei meiner Tante, sie hochschwanger. Mama und Oma, mit meiner Tante und meinem Onkel im Krankenhaus. Ich habe in dieser Nacht geträumt, dass er sterben würde. Ich habe es nur nie jemanden gesagt. Ich habe noch nie so geweint, wie in diesem Träum. Mein Kopfkissen konnte man auswringen. Und dann kamen sie wieder, waren am schluchtzen, wegen der falschen Op. Ich wusste, dass er nicht mehr da war, unter uns. Mama erzählte mir erst Jahre später, was in diesen Minuten vor sich ging. Diese Stille in der Küche hat mich fast erdrückt. Und dann, nach Jahren, erzählte sie, wie er im sterben lag. Immer und immer wieder erwähnter den Satz 'ich kann nicht gehen, ich lass euch nicht allein' leise und schwach. Bis meine Mutter entschied ihm etwas zu sagen 'Papa, wir sind alle erwachsen. Ich passe auf Mama auf, du kannst jetzt gehen.' Sein Gesicht wurde blasser, seine Wangen röter. Und er sagte mit siner letzten Kraft, in den letzten Atemzügen auf dieser Welt 'Aber.. versprich mir etwas.' 'Ja, alles' sagte sie. Und was er antwortete, bringt mich nach fast 8 Jahren immer noch zum weinen. Er sagte entschlossen und mit überraschend fester und lauter Stimme 'Pass auf Carina auf. Versprich mir das. Sag ihr, dass ich sie immer lieben werde. Sag ihr, dass sie das Beste ist, was es auf dieser Welt gibt. Rita, tu mir diesen Gefallen. Ich kann es nicht mehr.' Und Mama antwortete nur klar 'Das werde ich. Versprochen.' Mit diesem Satz fing er das letzte Mal an beruhigt udn zufrieden zu lächeln. Er schlss eine übermüdeten Augen, mit seinem Straheln. Indem sagte der Arzt 'sie müssen jetzt tapfer sein, ihr Vater ist soeben gegangen.' Ich wusste, dass ich stolz sein sollte. Denn seine größte Angst war, dass das Mädchen, das ihm so ähnelte, nicht verstand, wieso er einfach ging. Ich kann nicht in Worte fassen, wie weh es tut, wenn ich darüber nachdenke, dass es seine Sorge war, seine Sorge, dass es mir gut geht. Auch ohne seine schützenden Hände. Egal wohin ich gehe, mich sprechen die Menschen auf meine Augen an. Und es sind die Selben, die er hatte. Ich bin sein zweites Ich. Und ich kann nicht sagen, wie stolz mich das macht. Wahrscheinlich ist er nämlich irgendwo dort oben, und lächelt gerade. Weil er sieht. dass ich jetzt glücklich bin. Und Opa, wenn du dies hörst, siehst oder liest. Bedank dich nicht. Nicht bei mir. Bedank dich bei ihm.

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